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WEINEN – Warum dein Baby weint

Anke Eyrich
Anke Eyrich

Wenn wir Eltern werden und nach der Geburt dieses kleine Wunder Mensch in unseren Armen halten, beginnt das Abenteuer Elternschaft. Es beschenkt uns reich und gleichzeitig kann es uns auch an unsere Grenzen bringen.
Und das passiert vor allem dann, wenn unser Baby nicht zufrieden ist oder nicht gut schläft, sondern uns mit seinem Weinen und Quengeln gefühlte 24 Stunden auf Trab hält.

Das Weinen von Babys verstehen und belgeiten.

Inhaltsverzeichnis

Es ist belegt, dass es ein Weinen gibt, das nicht sofort gestoppt werden muss.

Aware Parenting lehrt und belegt, dass es ein Weinen bei unseren Babys gibt, welches von uns Eltern nicht sofort gestoppt werden kann und muss.

 

Wie? Was? So denken jetzt vielleicht einige Eltern? Ich kann doch mein Baby nicht einfach weinen lassen. Nein, bitte auf keinen Fall Dein Baby allein weinen oder schreien lassen – die Betonung liegt hier auf allein. Das ist eine schreckliche Erfahrung für jedes Baby und auch für die Eltern.
Was meine ich aber damit, dass es ein Weinen unserer Babys gibt, welches nicht sofort gestoppt werden kann und muss?

Wenn ein Baby weint; was ist das Bedürfnis, das dahinter steckt.

Wenn ein Baby weint, dann ist unsere Aufgabe als Eltern zuerst zu schauen, was sein Bedürfnis ist: Hat es Hunger oder Durst? Ist ihm zu warm, zu kalt? Möchte es unsere Nähe oder eine frische Windel? Oder fühlt es sich in seiner Umgebung nicht wohl, weil es z.B. zu laut ist oder zu viele (fremde) Menschen da sind? Vielleicht hat es Schmerzen oder es hat Angst oder ist von zu vielen Reizen überflutet? Es kann auch sein, dass es müde ist und ins Bett gebracht werden möchte. Wenn wir das Bedürfnis erkennen und erfüllen, dann ist das Baby zufrieden und hört auf zu weinen. Alles ist gut!

Das Weinen, das nicht endet, wenn die "gängigen" Bedürfnisse gestillt sind...

Aber es gibt auch das andere Weinen, das Weinen, das nicht aufhört, wenn wir alle Bedürfnisse erfüllt haben.

Wir haben unser Baby gestillt oder gefüttert, es hat eine frische Windel bekommen und ist auf unserem Arm und dennoch ist es weiter am Weinen. Dieses Weinen stresst uns Eltern sehr. Wir fragen uns immer wieder, was unserem Baby fehlen könnte, probieren das ein oder andere aus: vielleicht ist es zu warm oder möchte unterhalten werden usw. – es ist doch müde und findet aber einfach nicht in den Schlaf. Muss es noch ein Bäuerchen machen oder will es nochmals auf den Arm? Nichts dergleichen – es weint einfach untröstlich weiter…

 

Hier beginnt der Stress und wir fragen uns immer wieder neu: Was haben wir übersehen? Wie könnten wir unser Baby endlich, endlich beruhigen? Herumlaufen, schaukeln und wiegen, einmal im Fliegergriff oder über der Schulter … Alles bringt kurz eine Pause beim Weinen, aber sobald das Schaukeln, Wiegen oder Laufen aufhört, fängt das Weinen wieder an. Manche Eltern sind sogar so verzweifelt, dass sie eine Runde im Auto fahren oder das Kind in der Babyschale auf die laufende Waschmaschine stellen, damit es endlich mit dem Weinen aufhört.


Was wäre, wenn dieses Weinen von uns Eltern gar nicht gestoppt werden müsste?

Als ich (Anke Eyrich) diese Botschaft von Dr. Aletha Solter zum ersten Mal vernahm, horchte sofort etwas in mir auf! Was, wenn Babys auch das Bedürfnis haben zu weinen, weil sie nämlich etwas erzählen wollen, wozu sie noch keine Sprache haben, sondern was sie nur mit ihrem Weinen ausdrücken können? Das leuchtete mir ein und ich wollte noch mehr wissen…

Was ich erfuhr, erleichterte meinen Mama- und unseren Familien-Alltag so sehr, dass ich heute immer noch dankbar dafür bin und dieses Wissen gern weitergebe.

Wir Menschen erleben immer wieder stressende Situationen in unserem Alltag und ein Baby sowie auch größere Kinder erleben eben auch Stress. Wir Erwachsenen haben verschiedene Mechanismen, um diesen Stress wieder los zu werden. Wir Großen tun dies u.a. über Bewegen, z.B. Joggen oder anderer Sport, und wir können jemandem davon erzählen, z.B. unserem Partner / unserer Partnerin oder einem guten Freund / einer guten Freundin. Nachdem uns jemand einfühlsam und offen zugehört hat, geht es uns schon besser.

Weinende Babys zu begleiten kann gelernt werden und sind für das Baby sehr nützlich, da das ihre Art ist, sich von Stress und Trauma zu entlasten.

Das Weinen ist die Sprache der Babys.

Genauso ist es auch mit dem Weinen bei unseren Babys und Kindern. Es ist in den ersten Lebensmonaten und -Jahren ihre einzige Sprache, um uns Eltern zu erzählen, was sie erlebt haben und was nicht gut für sie war, z.B. ein zu langer Einkauf mit zu vielen (lauten) Eindrücken und unruhigen Menschen. Oder ein Arztbesuch mit einer schmerzhaften Untersuchung oder Impfung. Oder eine schwere lange Geburt, die in einem Kaiserschnitt mit Trennung Deines Babys von Mama und Papa nach der Geburt endete. Was für ein krasser Start ins Leben für Mama, Papa und Baby und was für ein Schock für alle drei. Wir Großen können darüber reden und es so nach und nach verarbeiten. Ein Baby kann „nur“ darüber Weinen und es so nach und nach verarbeiten…

Von Aletha Solter habe ich gelernt, dass Babys das Weinen nutzen, um sich von Stress zu entlasten und wieder in ein entspanntes Sein zu kommen. Und es ist für mich immer wieder eindrücklich, dies bei Babys zu erleben. Als ich unseren jüngsten Sohn als Baby beim Weinen begleiten durfte, bemerkte ich schnell, wie er nach seinem Weinen viel entspannter war und gut einschlafen konnte. Er weinte anfangs nahezu täglich in unseren Armen – natürlich immer, nachdem alle unmittelbaren Bedürfnisse, wie Hunger, Nähe und z.B. eine frische Windel erfüllt waren.

Und selbstverständlich habe ich ihn nie allein weinen lassen. Ich habe ihn bei seinem Weinen begleitet, habe ihm zugehört und ihm dabei in seine Augen geschaut, damit er sehen konnte, dass seine Mama da ist und ihn ernst nimmt. Während er weinte, war es für mich besonders wichtig, einen ruhigen sicheren Ort in mir zu finden. Es war wichtig und hilfreich, mich mit mir zu verbinden – ganz bei mir zu sein, damit sich mein weinendes Baby an meinem Körper orientieren konnte.

Manchmal weinte er nur ein paar Minuten, manchmal dauerte sein Weinen auch 20 oder 30 Minuten (oder länger). Aber er war danach jedes Mal so entspannt und erleichtert, dass ich immer sicherer wurde, dass er mit seinem Weinen seinen Stress erzählt, um sich davon zu entlasten.

Die natürlichste menschliche Stressentlastung ist WEINEN.

Es ist so wichtig, dass Babys nie allein weinen müssen, sondern dass Papa oder Mama bei ihnen sind und ihr Weinen begleiten. Immer wieder kann ich deutlich sehen, wie dankbar Babys und Kinder sind, dass sie „erzählen“ dürfen, so wie wir als Paar uns gegenseitig unseren Kummer erzählen können.
Weinen ist für uns Menschen unsere wichtigste Möglichkeit, uns von Stress zu entlasten.
Babys wissen das noch:
Es entspannt und erleichtert … und … es lohnt sich sehr, sich darauf einzulassen, weil es so heilsam ist.

Ich wünsche dir von Herzen gutes Gelingen beim Begleiten von weinenden und schreienden Kindern.

Deine Anke

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Anke Eyrich - Expertin für Aware Parenting Familienberatung

Anke Eyrich​

Als Aware Parenting Expertin im deutschsprachigen Raum ist Aware Parenting für mich nicht nur eine Methode, sondern eine Lebensweise. Kinder brauchen Raum, um zu weinen, zu wüten, zu lachen und zu spielen. Und sie brauchen eine starke Bindung zu uns Erwachsenen. Es ist mein tiefes Anliegen, Eltern und Pädagogen dabei zu unterstützen. Erfahre mehr über mich oder mache es wie 17.500+ andere und abonniere meinen Newsletter mit Tipps und Angeboten für mehr (Ver-)Bindung – Inspiration – Entspannung für bewusstes Elternsein.

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