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Mit Wut Einfühlung geben – das geht nicht!

Anke Eyrich
Anke Eyrich

Wütend sein UND Einfühlung geben – ich kann das nicht!

Wenn ich wütend bin, kann ich meinen Kindern oder meinem Partner keine Einfühlung geben. Dann bin ich wütend und die Wut muss erst mal raus oder ich mich beruhigen.

Kindererziehung. Wütend sein und gleichzeitig Einfühlung geben - geht das?

Inhaltsverzeichnis

Auf jeden Fall geht es nicht zusammen: Ich kann nicht einfühlsam sein und gleichzeitig wütend.

Das ist mir in den letzten Wochen öfters aufgefallen, wenn ich wütend war und festgestellt habe, ich kann keine Einfühlung geben. In meinen 3 Einfühlungstagen, die Im Juli in meinem Telegram Kanal stattgefunden haben und im vorherigen Blog-Artikel nachgelesen/nachgehört werden können, habe ich die Einfühlung mit dem „Spiegeln, Beschreiben und Nachfragen“ erklärt. Nun möchte ich Dich diesen wichtigen Nachtrag wissen lassen:

Wenn ich wütend bin, kann ich keine Einfühlung geben. Das ist einfach ein Fakt. Punkt.


Aber was tun?

Was tun, wenn dein Kind dich so wütend macht und du das Gefühl hast, mit Einfühlung könntest du die Situation retten, aber du bist selbst so wütend, dass du keine Einfühlung geben kannst. Du bist so genervt und gestresst.

Das erste, was du tun kannst: Tief durchatmen und wütend sein!
Es geht darum, zuerst mal der Wut Raum zu geben. Und je nachdem, wie alt dein Kind ist, musst du vielleicht für eine Weile den Raum verlassen, vielleicht auch nur für 2 Minuten ins Badezimmer gehen und dir bewusst machen, was da jetzt gerade so wahnsinnig schiefläuft oder dich so wütend macht. Und dann schau, ob du die Kurve kriegst; ob du eine Möglichkeit findest, wieder gelassener und ruhiger zu werden. Es könnte sein, dass dir wütend stampfen, dich schütteln oder wütend brüllen hilft in einem Moment für dich, z.B. im Badezimmer🙈, aber manchmal lässt es die Situation einfach nicht zu.

Daher heute zwei Ideen aus meiner Notfallkiste...


…die mir immer wieder helfen:

Wenn ich mir selbst Einfühlung gebe, indem ich mir selbst zuhöre, für mich da bin, mir vorstelle, dass ein Teil von mir, der sonst im Außen einfühlsam, wertschätzend und zuhörend ist, jetzt quasi mir gegenübersteht und mir sagt:

„Hey, ich höre dich, ich sehe dich und ich kann dich so gut verstehen. Ich bin da und du kannst dich jetzt mal auskotzen bei mir oder du kannst mal so richtig Dampf ablassen und ich hör dir zu.“

Also ich bin selbst für mich da und mir hilft es wirklich, mir vorzustellen, dass ich mir selbst gegenüber oder neben mir stehe, mir zuhöre oder mich in den Arm nehme und mir eine Weile sage: „Ja, das ist echt schwierig und herausfordernd und ich kann das so gut verstehen, dass du jetzt so wütend bist.“

Selbsteinfühlung geht aber manchmal (noch) nicht. Das kommt sehr auf die Dimension der Wut oder der äußeren Umstände an. Dann hilft es mir ganz und gar präsent zu sein. Also wirklich meinen Körper ganz zu bewohnen, mich von den Haarspitzen bis zu den Zehenspitzen wahrzunehmen und in meine vollständige Körperwahrnehmung zu gehen. Ich nehme wahr, ob ich atme. Ich versuche meinen Atem wieder in Fluss zu bekommen und mich atmend in meinem Körper wahrzunehmen…

…und TROTZDEM die Wut wahrzunehmen.

Einfühlung trotz wütend sein - wie geht das!?

Akzeptiere deine Wut.

Es geht überhaupt nicht darum, sie „weg-zu-atmen“ oder zu verdrängen, sondern gleichzeitig wahrzunehmen. Da ist jetzt so eine ganz, ganz große Wut in mir, manchmal auch neben mir oder vor mir. Aber sie ist auf jeden Fall da und ich bin auch da. Und ich weiß, ich bin nicht die Wut, sondern ich bin gerade wütend. Das ist ein Unterschied. In diese völlige Präsenz und diese ganze Wahrnehmung zu gehen und diese Wut voll anzunehmen und nicht weghaben zu wollen. Statt dessen zu sagen „Ja, das ist jetzt in Ordnung. Ich bin im Hier und Jetzt wütend und ich nehme mich vollständig wahr.“ Alles, was du in deinem Körper wahrnimmst, ist die völlige Präsenz und das Annehmen von dieser Wut.

Und manchmal hilft gar nichts...

Dann bin ich einfach bockig und wütend und es knallt und es ist unharmonisch und die Fetzen fliegen. Danach tut es mir manchmal wahnsinnig leid – meistens übrigens. Gleichzeitig weiß ich: Ich bin ein Mensch. Wir sind alle Menschen. Und wenn Menschen so zusammenwohnen wie in einer Familie, dann gibt es immer wieder Konflikte, Wut und aneinander knallen.

Ich glaube, es war Charlie Chaplin, der gesagt hat: „Hey, habt keine Angst vor Konflikten. Selbst Sterne und Planeten prallen aufeinander und es entstehen neue Welten.“

Alles Liebe – von mir zu dir 💞
Deine Anke

Atme tief durch, suche in dir einen ruhigen Ort und bleibe bei Deinem wütenden Kind.

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Anke Eyrich - Expertin für Aware Parenting Familienberatung

Anke Eyrich​

Als Aware Parenting Expertin im deutschsprachigen Raum ist Aware Parenting für mich nicht nur eine Methode, sondern eine Lebensweise. Kinder brauchen Raum, um zu weinen, zu wüten, zu lachen und zu spielen. Und sie brauchen eine starke Bindung zu uns Erwachsenen. Es ist mein tiefes Anliegen, Eltern und Pädagogen dabei zu unterstützen. Erfahre mehr über mich oder mache es wie 17.500+ andere und abonniere meinen Newsletter mit Tipps und Angeboten für mehr (Ver-)Bindung – Inspiration – Entspannung für bewusstes Elternsein.

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