Bindung | So gelingt Einfühlung
In diesem Blog-Beitrag findest du die „Drei Einfühlungs-Tage“, welche im Juli 2023 in meinem Telegram-Kanal stattgefunden haben.
In jedem der drei Audios (5 Minuten) stelle ich einen wesentlichen Aspekt von Einfühlung vor:
Am 1. Tag (1. Audio): „Spiegeln“,
am 2. Tag (2. Audio): „Beschreiben“ und
am 3. Tag (3. Audio): „Nachfragen“.
Du kannst also mit Hilfe der 3 Aspekte Einfühlung üben und leben.
Nun wünsche ich dir viel Freude beim hören oder lesen der drei Einfühlungstage!
Wenn du Einfühlung gibst, dann sollte es dir gut gehen!
Denn wenn du in heftigen Gefühlen bist und wenn es dir nicht gut geht, dann ist Einfühlung sehr schwer umzusetzen. Dann solltest du zuerst nach dir schauen und gut für dich sorgen. Oder dich etwas „runter köcheln“, deiner Wut Ausdruck geben, ohne dass irgendwer damit verletzt wird und du solltest dich auftanken. Es muss dir selbst gut gehen!
Dann ist es wichtig, dass du dich bewusst für Einfühlung entscheidest.
In dem Moment in dem du einfühlend bist, gibst du deinem Gegenüber Raum. Du stellst dich quasi hinten an. Aber diese Einfühlung, die du gibst, diesen Raum, den du deinem Kind, deinem Partner oder deiner Partnerin gibst, der ist trotzdem für DICH. Du wirst schnell feststellen, dass du ganz viel zurück bekommst. Vor allem eine wunderschöne Verbindung.
Heute üben wir das Spiegeln.
Sei wie ein Spiegel. Was macht ein Spiegel? Er spiegelt denjenigen oder diejenige, die hineinschaut. Was siehst du bei deinem Kind? Du bist jetzt der Spiegel: „Ich sehe dich in deiner Wut, in deinen Gefühlen.“ Ich nehme meistens als erstes die Gefühle. Aber du kannst auch einfach so beschreiben, was du wahrnimmst.
Dein Dreijähriger möchte selbst die Schuhe binden und es klappt noch nicht. Er wird ungeduldig oder wütend. Wenn du spiegelst, könntest du sagen: „Oh, das klappt nicht mit dem Schuhe binden. Oh, jetzt bist du echt ganz schön angestrengt oder wütend, wenn es nicht klappt und möchtest es gerne alleine schaffen.“
Oder deine Achtjährige darf bei ihren Freundinnen nicht mitspielen. Sie kommt weinend zu dir. Du kannst sagen: „Oh, du bist ganz traurig, weil sie dich nicht mitspielen lassen. Das ist echt doof. Ach wie blöd, du würdest so gerne mitspielen.“
Oder dein 14-Jähriger hat eine blöde WhatsApp Nachricht bekommen und zeigt sie dir und ist total empört oder am Boden zerstört. Dann bedeutet spiegeln: „Oh Mann, das ist ja echt eine heftige Nachricht. Und jetzt bist du ganz erschüttert oder traurig.“ Du spiegelst in Worten was jetzt gerade ist.
Du kannst es mit deinem Kind, mit deinem Partner/deiner Partnerin, mit Arbeitskolleg:innen oder Freund:innen ausprobieren, die dir etwas erzählen. Wenn es sich ergibt, dann spiegle.
Was kannst du Zurückspiegeln für dein Gegenüber? Und sei dir bewusst, es geht nicht um Ziele, es geht nicht um ein Ergebnis, sondern es geht darum, dass du im Hier und Jetzt spiegelst, was du wahrnimmst. Ich wünsche dir eine tolle Forschungsreise.
Wie ging es dir mit dem Spiegeln, dem einfühlsamen Spiegeln?
Konntest du schon feststellen, dass dich Spiegeln absolut im Hier und Jetzt festhält. Und hast du auch gemerkt, dass es gar nicht so leicht ist und dass du immer wieder Lösungen anbieten wolltest? Vielleicht war es gar nicht so einfach beim Spiegeln zu bleiben!? Das kann ich mir nämlich gut vorstellen. Es ist allerdings wichtig zu wissen, dass Einfühlung im Hier und Jetzt stattfindet und kein Ziel hat. Sie muss keine Lösung und kein Ergebnis haben.
Heute nehmen wir das Beschreibende dazu, dadurch erweitert sich dein im Hier und Jetzt bleiben. Wenn dein Kind, dein:e Partner:in, dein:e Freund:in zu dir kommt oder ihr zusammen seid, dann beschreibe, was du alles siehst, wahrnimmst oder erlebst. Beschreiben nimmt das Umfeld und die anderen, die zur Situation dazugehören und die Umstände, die da sind und die dazu geführt haben und vielleicht auch dich selbst mit hinein.
Du schaust wie ein Adler von oben darauf: Was, wer oder wie sieht die Situation von oben aus? Wer gehört alles dazu? Was ist hier passiert?
Zu den Beispielen von oben: Beim Beschreiben der Situation deines Dreijährigen mit den Schuhen, die er schnüren möchte, kannst du jetzt mehr Raum dazu nehmen. „Du bist ungeduldig und du möchtest es alleine hinbekommen. Und diese Schuhe, sind deine Lieblingsschuhe. Die würdest du so gerne anziehen. Und das willst du alleine machen. Ich darf dir nicht helfen. Du möchtest es alleine hinbekommen. Und die Mama oder der Papa sollen jetzt nicht die Schuhe binden, sondern du willst sie binden.“ Beschreiben bedeutet: Wer gehört noch alles dazu?
Oder wenn es um das nicht mitspielen dürfen geht, bei deinem achtjährigen Kind. „Ah, du darfst nicht mitspielen und die anderen spielen jetzt ohne dich. Die lassen dich einfach nicht mitspielen. Hmmm. Jetzt bist du ganz schön enttäuscht. Weißt gar nicht, was du jetzt machen sollst. Oder bist du wütend und traurig? Am liebsten würdest du denen die Meinung geigen oder sie nächstes Mal auch nicht mitspielen lassen!?“ Beschreibe, was du wahrnimmst, je nachdem, was von deiner Achtjährigen zurückkommt.
Oder geh zu deinem 14-jährigen pubertierenden Kind. „So ne blöde WhatsApp. Wer ist denn da noch alles in deinem Chat und hat dir geschrieben!? Ach, die hat dir geschrieben, die war es! Jetzt weißt du gar nicht wie du reagieren sollst. Oder du bist ziemlich enttäuscht oder frustriert!? Ja, das ist ganz schön schwierig. Und ich weiß jetzt auch nicht so richtig, was ich dir sagen soll. Aber ich sehe, dass du ganz schön hilflos bist. Das bin ich jetzt auch ein bisschen…“ Das bedeutet, du kannst dich selbst ins Beschreiben mit hineinnehmen. Ich würde dir empfehlen, nach dem 2. Audio den Fokus an tagsüber nur aufs Beschreiben zu legen und wie ein Alder von hoch oben zu schauen.
Im 3. Audio – und dem 3. Schritt – geht es mit dem einfühlsamen Nachfragen weiter. (Ich bin heute manchmal schon etwas ins Nachfragen hinein gerutscht, weil das so wundervoll ist.) Am Schluss (im 3. Audio ) setzen wir alle Werkzeuge zusammen und du kannst mit dem Einfühlen durchstarten.
Wie ging es dir mit dem Beschreiben? Ich selbst bin beim Beschreiben immer wieder ins Nachfragen gerutscht. Nun möchte ich dir den Unterschied zwischen Nachfragen und einfühlend Nachfragen erklären und möchte das Nachfragen gern zum Spiegeln und Beschreiben hinzunehmen. Das ist sehr hilfreich, weil wir unser Spiegeln und unser Beschreiben dadurch überprüfen können.
Einfühlend nachfragen heißt dabei zu bleiben beim Nachfragen. Also wir sind wieder ganz im Hier und Jetzt. Der Adler beim Beschreiben, der will alles sehen, der will die ganze Situation erfassen. Und jetzt fragst du nach: „Habe ich das richtig verstanden? Gehört dieses oder jenes auch noch dazu?“ Es ist super, weil du gleich eine Rückmeldung für dein Spiegeln und dein Beschreiben bekommst.
Wenn du dir nicht ganz sicher bist, kannst du nachfragen. Du musst gar nicht der perfekte Spiegel sein oder der super genau schauende und erfassende Adler, sondern du kannst nachfragen.
Zu meinen Beispielen:
Dein Dreijähriger will partout die Schuhe alleine anziehen und braucht ewig, wird total ungeduldig und du hast schon gespiegelt und beschrieben und du kannst jetzt nachfragen: „Du willst es alleine lernen? Du willst, dass die Mama oder der Papa dir nicht helfen, weil du möchtest es auch so gut können wie dein großer Bruder oder wie dein großer Freund?“ Oder du kannst was anderes nachfragen: „Du möchtest schon sehr gerne die Schuhe anziehen und du möchtest dir jetzt so viel Zeit lassen, wie du eben brauchst!?“ Und dann bekommst du Antworten und kannst wieder nachfragen.
Deine Achtjährige, die bei ihren Freundinnen nicht mitspielen darf kannst du fragen: „Du möchtest doch so gerne dazu gehören, oder? Und weißt du denn, warum sie dich nicht mitspielen lassen? Haben die das gesagt? Kann es sein, dass…?“ Du kannst irgendwelche Vermutungen äußern und auch immer wieder zum Spiegeln der Gefühle oder zum Beschreiben zurückkehren? Also nachfragen ist wunderbar!
Bei deinem 14-jährigen pubertierenden Kind: „So eine WhatsApp, so ne Blöde. Du weißt gar nicht, wie die gemeint ist oder wie die zustande gekommen ist, kann das sein? Hast du schon öfters solche WhatsApp erhalten? Wie fühlst du dich denn?“
Schon größere Kinder kann man fragen, wie sie sich fühlen? Bei kleineren Kindern ist es hilfreicher, wenn du das Gefühl vorgibst. Bist du wütend? Bist du enttäuscht, traurig oder beschämt?
Achtung beim Nachfragen: Bleib beim Einfühlen, denn Nachfragen gibt keine Lösung und will nicht helfen.
Oh ja, ich weiß, wie schwer das ist, nicht helfen zu wollen. Nur weißt du, beim Einfühlen geht es wirklich darum, Raum zu geben und den Raum zu halten. Sobald du eine Lösung anbietest oder ein Ziel hast, dass sich das jetzt auflösen soll, dann bist du nicht mehr bei der Einfühlung und dann wird der Raum geschlossen. Dann machst du eine Tür zu.
Also bleibe dabei: Keine Lösung und nicht helfen.
Sei dir bewusst, was Einfühlung nicht ist: Einfühlung bedeutet nicht, dass du deinem Kind Recht gibst oder dass du alles gutheißt, was gerade passiert.
Mein Rat an dich ist: Geh mit dem Nachfragen durch die nächsten Tage. Übe noch mal das Beschreiben, das Spiegeln und das Nachfragen abwechselnd miteinander. Schau, wo liegen deine Stärken, was machst du lieber?
UND JETZT KOMMT DAS WICHTIGSTE: Staune, was geschieht!
Ich bin sehr gespannt, was du erlebst.
Alles Liebe und bis bald –
Deine Anke
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Als Aware Parenting Expertin im deutschsprachigen Raum ist Aware Parenting für mich nicht nur eine Methode, sondern eine Lebensweise. Kinder brauchen Raum, um zu weinen, zu wüten, zu lachen und zu spielen. Und sie brauchen eine starke Bindung zu uns Erwachsenen. Es ist mein tiefes Anliegen, Eltern und Pädagogen dabei zu unterstützen. Erfahre mehr über mich oder mache es wie 17.500+ andere und abonniere meinen Newsletter mit Tipps und Angeboten für mehr (Ver-)Bindung – Inspiration – Entspannung für bewusstes Elternsein.
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