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26. Januar 2023

Dürfen Eltern unterschiedlich sein?

Dürfen Eltern unterschiedlich sein?   

Das ist eine Frage, die mir von Eltern in meinen Aware Parenting Familienberatungen und in meinem Spielend Elternsein Seminar sehr häufig gestellt wird.

Ja – unbedingt. Ihr dürft unterschiedlich sein!
Denn ihr seid ja eh unterschiedlich!
Ihr seid zwei verschiedene Individuen: als Mutter und als Vater … und ihr seid ja nicht nur Mutter und Vater sonder auch Mann und Frau. Eure Unterschiedlichkeit ist bereichernd für euer Kind oder eure Kinder.

Sie erfahren dadurch, dass es in unserer Welt verschiedene Menschen gibt. Zum Beispiel gibt es unterschiedliche Betreuer:innen in der Kita, unterschiedliche Omas und Opas, unterschiedliche Mitschüler:innen und Lehrer:innen. Kinder erfahren, dass es unendlich viele verschiedene Menschen gibt, die mit ihnen umgehen und mit ihnen zusammen sind.

Für mich ist es ein Mythos, dass Eltern immer gleich handeln und gleicher Meinung sein müssen. Dieser Mythos hält sich hartnäckig, obwohl die Realität eine andere ist.

Wenn Kinder in deine Beziehung kommen ändert sich alles! Ihr werdet vom Paar zum Elternpaar, von Mann und Frau zu Mutter und Vater. Ihr habt weniger Zeit füreinander, jeder hat weniger Zeit für sich selbst und ihr habt mehr Stress.

Spätestens jetzt wird klar:
Du hast in deinem Partner bzw. in deiner Partnerin nicht nur die Person vor dir, die du siehst, sondern du hast gratis noch seine bzw. ihre Vergangenheit erhalten. Die Kindheitserlebnisse deines Partners oder deiner Partnerin gab es kostenlos dazu.

Was bedeutet das nun für euer unterschiedliches Sein mit eurem Kind?

Es bedeutet, dass ihr anerkennen dürft, dass ihr aus verschiedenen „Ställen“ bzw. Familien kommt. Ihr seid verschieden geprägt, ihr reagiert verschieden auf eure Kinder und ihr habt ganz unterschiedliche Vorstellungen, wie ihr mit ihnen umgehen wollt. Bestimmt habt ihr auch Gleichklang und ganz Vieles macht ihr ähnlich oder gleich. Es ist euch wahrscheinlich weniger bewusst, weil ihr euch daran nicht reibt, denn am meisten prallt ihr mit eurer Unterschiedlichkeit aufeinander.

Halte inne und spüre nach …  stimmt das für dich?

Kann es sein, dass es ganz viel Übereinstimmungen und Gemeinsamkeiten gibt, über die du nicht viel nachdenkst?

Stimmt es, dass es dir auffällt, wenn dein:e Partner:in mit eurem Kind so umgeht, wie es dir NICHT gefällt. Oder bekommst du Beklemmungen, wenn der Umgang mit eurem Kind gerade ganz und gar nicht in deinem Sinne ist?

Vermutlich fällt es dir eher nicht auf, wenn dein:e Partner:in mit eurem Kind so umgeht, wie du es gerne hast oder so mit eurem Kind umgeht, wie du es selbst gerne machen würdest.

Drei Wichtigkeiten zum Abschluss für dich!

(1) Eure Unterschiedlichkeit ist für euer Kind bereichernd und ihr dürft sie wertschätzen.

(2) Halte dich zurück, wenn du nicht dran bist:

Wenn dein Partner oder deine Partnerin beispielsweise das Abendprogramm gestartet hat und es klappt nicht so gut oder es wird anders gemacht als du es machen würdest, dann grätsche nicht dazwischen, wenn du die Person bist, die nicht direkt am Kind ist und das Abendprogramm begleitet. Sondern frage deine:n Partner:in „Darf ich dich unterstützen?“ „Magst du meine Hilfe haben?“ 
Wenn du die Antwort bekommst: „Nein, das bekomme ich hin, ich mache das auf meine Weise“, dann ziehe dich zurück und halte dich raus!

(3) Zuhören und nachfragen!
Belehre deine:n Partner:in nicht und sage nicht, wie es gemacht werden soll (aus deiner Sicht).
Sondern frage statt dessen nach. Etwa in der Art: „Warum hast du dich in dieser Situation so verhalten?“ „Warum bist du laut geworden und hast eine Strafe angedroht? Das wollten wir doch nicht.“ „Was ist in diesem Moment mit dir passiert?“ Komme so mit Nachfragen und Zuhören mehr und mehr in Kontakt mit dem Vatersein oder Muttersein deines Partners oder deiner Partnerin.

Nun wünsche ich dir viel Neues, dass du entdecken kannst im Unterschiedlich-sein als Mutter und als Vater.



Deine Anke

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